Der Kerrlocher Spraddl

„Ein echter Spraddl“ heißt es nicht selten wenn über einen echten Kirrlacher gesprochen wird. Inzwischen häufig mit dem Hinweis auf das „großartige“ Benehmen gekoppelt. Der Ausdruck „Spraddl“ leitet sich von Sprattel oder „sich spratteln“ ab, was sich spreizen, sich sperren, sich brüsten oder auch sich sträuben bedeutet. Sprattel ist ein Dialektausdruck, der nur in unserer Gegend vorkommt. Vielleicht steht er auch in Verbindung mit der Redewendung ,“Sperenchen machen“, die an den Begriff sperren angelehnt ist. „Sperenzchen machen“ bedeutet Umstände, Ausflüchte machen, etwas leicht Verrücktes oder Unerwartetes tun.

Sprattel ist ein vielseitiges Wort, hinter dem Abwarten, Abwehr, Selbstbewußtsein und ein stolzes oder gar überkandideltes Benehmen steht.

Dieses wird den Kirrlachern oft nachgesagt. Beweise lassen sich nur bei zahlreichen und oftmals ausgelassenen Festen in Waghäusels größtem Stadtteil finden. Bei gesellschaftlichen Ereignissen kann man durchaus beobachten, daß Kirrlacher sich auffallend fein machen und stolz daher kommen und dabei manchmal überkandidelt oder Außenstehenden gar abweisend wirken.

Im Zusammenhang mit sich spreizen, denkt man auch an den gespreizten Pfau oder an den gespreizten Stil wenn sich jemand etwas schwülstig ausdrückt. Sicher war der Ausdruck „Sprattel“, als er auf die Kirrlacher übertragen wurde, abwertend gemeint, um sie als verrückt und überkandidelt darzustellen.

Viele Kirrlacher würden das heute im positiven Sinne sogar bejahen. Inzwischen wird die Bezeichung „Spraddl“ (jetzt im Kirrlacher Dialekt) auch mit einem gewissen Stolz getragen. So hat auf Anregung von Philipp Heiler, der Herkunft des Begriffs Ende der siebziger Jahre recherchiert hat, die KiKaGe einen Spraddl-Orden geschaffen, den sie als höchste Auszeichnung vergibt. Der Spraddl, eine Art Till Eulenspiegel, ist zur Symbolfigur in Kirrlach geworden – nicht nur für Karnevalisten.

von Ehrenpräsident Jürgen Scheurer